Zum alteingesessenen Hund noch eine Katze ?

                              Ich war auf ihrer Homepage, da mein Sohn eine Katze unbedingt haben
                          will, will ich mich vorher gründlich erkundigen. Also, ich habe nicht so
                          einen Sinn dafür, mit einer Katze umzugehen. Eigentlich mag ich gar
                          keine Katzen, aber irgendwie sind die auch süß!
                          Naja, da meine Frau auch eine haben will, drücke ich mal ein
                          Auge zu.
                          Das Problem ist, daß wir zu Hause noch einen kläffenden
                          Hund hocken haben, der eigentlich nicht so auf Katzen
                          steht. Er tut ihnen ja nichts, aber er jagt sie halt ganz
                          gern.
                          Naja, da ich nicht so viel bescheid weiß, möchte ich gerne
                          mehr wissen, was sie denn fressen und wie man sie pflegen
                          muß. Mein Sohn hat sich auch schon eine Katze ausgesucht. Gut, ich
                          war es, aber ich finde sie wirklich am Schönsten ! Es ist eine
                          NORWEGISCHE WALDKATZE ! Ich glaube, sie heißt so. Das hat uns eine 
                          Bekannte verraten!
                          Können Sie mir denn weiter helfen???
                          Ich hoffe ich bekomme eine Antwort mit Eilpost! Ich würde mich riesig 
                          darüber freuen und wäre Ihnen sehr dankbar dafür !!!

 

                         
                          
                                 Zuerst mal möchte ich Ihnen sagen, daß ich es sehr verant-
                                                                   wortungsvoll von Ihnen finde, daß Sie sich v o r der
                                                                   Anschaffung eines Tieres über seine Bedürfnisse infor-
                                                                   mieren wollen. Gleichzeitig allerdings muß ich darauf 
                                                                 hinweisen, daß ich es in der von Ihnen kurz beschriebenen
                                                             Situation NICHT FÜR RATSAM halte, Ihre Familie um eine Katze
                                                                   zu bereichern. Ich weiß zwar nicht, wie alt Ihr Hund ist,
                                                                 aber wenn Sie sagen, er jagt gern Katzen, dann muß ich davon
                                   ausgehen, daß er bis heute von Ihnen keineswegs dafür bestraft worden ist.... 

                                   Mit anderen Worten: Für ihn ist das normal und er wird sich das nicht so einfach
                                   abgewöhnen lassen. Und daß er ihnen nichts tut, wie Sie sagen, kann auch einfach
                                   bedeuten, er hat eben noch keine erwischt... Sehen Sie, ich selbst habe 15 Jahre
                                   lang einen Hund plus Katzen gehabt - aber die Katzen waren ZUERST da - und der
                                   Hund lernte von klein auf, daß er nichts zu sagen hatte und der Letzte im Rudel
                                   war... Das dürfte für Ihren Hund nicht mehr zu erreichen sein.
                                   Ich verstehe durchaus den Wunsch ihrer Frau und Ihres Sohnes, aber - Sie sagen
                                   ja selbst, Sie haben noch keinerlei Erfahrung in der Katzenhaltung.
                                   Seien Sie versichert: Selbst bei optimalen Startbedingungen können einem die
                                   unangenehmsten Überraschungen beim Eingewöhnen mit einer Katze passieren... 
                                   Wieviel mehr Unvorhersehbares kann erst geschehen, wenn die Lebensbedingungen
                                   so erschwert sind, wie das bei Ihnen der Fall sein wird !!
                                   Es würde für alle - für SIE, Ihren HUND ( den Sie sicher alle herzlich lieben )
                                   und auch bei der KATZE ganz enorm viel Stress bedeuten; und Katzen haben die
                                   Eigenschaft, auf Stress sehr unschön zu reagieren: sie werden unsauber und
                                   machen überall hin, nur nicht in die Katzentoilette.

                                   Seien Sie zu sich, Ihrem Hund & Ihrer Familie in erster Linie aufrichtig und
                                   machen Sie sich deutlich, daß Sie im schlimmsten Fall eine total verschreckte Katze,
                                   einen weinenden Sohn, eine genervte Mutter und einen extrem eifersüchtigen &
                                   irritierten Hund bei sich haben werden.... Und letzten Endes wird es sicher die
                                   Katze sein, die wieder weggegeben werden muß, weil das für ALLE kein schönes
                                   Leben sein wird !! Im besten Fall erwartet sie eine Katze, die sich in sich selbst
                                   und in die verstecktesten Winkel zurückzieht und in Ruhe gelassen werden will -
                                   und ein Hund, der die Welt nicht mehr versteht und diesen Eindringling loswerden
                                   will.
                                   Reden sie mit ihrer Familie darüber, dazu möchte ich dringend raten. Es ist
                                   manchmal ein viel größeres Zeichen von Tierliebe, auf ein Tier zu
                                   verzichten, als es einem nicht wirklich glücklichen Leben auszusetzen,
                                   das doch jedes Lebewesen verdient hat. Finden Sie nicht auch?
                                   Reden Sie darüber, daß eines Tages (der hoffentlich noch lang nicht
                                   kommt), wenn einmal der Hund nicht mehr da ist, als Nachfolger von ihm eine Katze 
                                   angeschafft wird - bis dahin haben Sie lieber weiter viel unbeschwerten Spaß mit
                                   ihrem vierbeinigen Hausgenossen und machen sich nicht selbst das Leben schwer:
                                   Manchmal muß man Kindern einen großen Wunsch versagen, ich spreche da aus
                                   eigener Erfahrung - trotz dringenden Flehens habe ich als Kind nie eine Katze
                                   halten dürfen, und heute weiß ich, es war gut so:
                                   Man muß seeeehr tolerant sein bei Katzen, die überall dran und drauf und drunter
                                   gehen, Möbel zerkratzen, tote Mäuse reinschleppen, über die Schränke balan-
                                   cieren, sich auf den besten Teppich erbrechen.... Und meine Mutter wäre
                                   wahnsinnig geworden; das hätte enorm viel Ärger, Stress und wahrscheinlich eine
                                   verhaltensgestörte Katze ergeben.
                                         Wenn Sie noch etwas wissen wollen, stehe ich Ihnen auch weiter gern zur
                                                   Verfügung, aber bitte: Lassen Sie sich meine Worte gut durch den Kopf
                                                     gehen und entscheiden Sie, was für Ihren HUND und eine kleine Katze
                                                      das Beste wäre, denn DIE ZWEI haben KEINE MITSPRACHEMÖG-
                                                        LICHKEIT - denn die Entscheidung treffen SIE. 
                                                       

                                                    Mit freundlichen Grüssen von Miller & Miss Sophie & Doc Winter